Pro-aktiv gegen häusliche Gewalt
Informationsaustausch zwischen BISS und Polizei
Die beiden Beraterinnen der Beratungs- und Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt ( BISS ) Renate Bunke aus Nienburg und Gabriele Rudnick aus Schaumburg haben mit dem Präventionsbeauftragten der Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg Henri Slaar ein Arbeitsgespräch geführt.
Zeitgleich mit der Einführung des Gewaltschutzgesetzes im Jahre 2002 wurden auch BISS-Beratungsstellen etabliert. Seither besteht ein Kooperationsvertrag zwischen den beiden in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt Schaumburg befindlichen Beratungsstellen und der hiesigen Polizei. Dieser bewirkt, dass in Fällen von häuslicher Gewalt, bei denen es zu einem Polizeieinsatz kommt, die zuständige BISS hierüber eine kurze Mitteilung erhält.
Aufgabe der jeweiligen Beraterin ist es dann, pro-aktiv, d.h. von sich aus zu den gefährdeten Personen Kontakt aufzunehmen. Auf telefonischem oder schriftlichem Wege bietet die Beraterin den Betroffenen dabei Information und Unterstützung an. Die daraus resultierenden Gespräche werden vertraulich behandelt und unterliegen der Schweigepflicht.
Die Hemmschwelle, sich in einer solchen für viele Menschen oft verzweifelten oder auch schambesetzten Situation an Außenstehende zu wenden, ist immer noch sehr hoch. Durch den pro-aktiven Ansatz kann diese genommen werden. Die meisten Betroffenen äußern später ihre Erleichterung hierüber und erklären, von sich aus hätten sie wohl keinen Kontakt aufgenommen.
Ein Hauptaugenmerk in der Beratung wird auf die Interventionsmöglichkeiten nach dem Gewaltschutzgesetz gelegt. In akuten Fällen kann die Polizei vor Ort den Täter für bis zu 14 Tage der Wohnung verweisen. Mit Anträgen bei Gericht auf ein Kontaktverbot und gegebenenfalls eine Wohnungszuweisung können die Opfer durch einen richterlichen Beschluss einen Zeitraum von bis zu einem halben Jahr erwirken.
Bedauerlich finden es beide Seiten allerdings, dass das Gesetz der psychischen Gewalt hierbei nicht die gleiche Bedeutung wie der körperlichen zumisst, obwohl die meisten Betroffenen diese als verletzender und gravierender empfinden. Untersuchungen hierzu bestätigen ebenfalls, dass langfristige psychische Gewalt immer zu Traumatisierungen führt, die sich in der Regel auch in körperlichen Erkrankungen manifestieren.
Frau Bunke, Frau Rudnick und Herr Slaar waren sich einig, dass es häusliche Gewalt zwar immer geben wird, durch die bestehende Kooperation aber ein wirkungsvolles Instrument geschaffen wurde, gefährdeten Personen zeitnah Möglichkeiten anzubieten, um bestenfalls vor weiterer Gewalt geschützt zu sein.