95 Jahre Arbeiterwohlfahrt
95 Jahre Arbeit für soziale Gerechtigkeit
Wenn die AWO im Dezember dieses Jahres ihren „95. Geburtstag“ würdigt, dann kann sie mit Fug und Recht sagen, dass sie all die Jahre „Anwalt hilfsbedürftiger Menschen“ war und bleiben wird.
Die Arbeiterwohlfahrt gründete sich 1919 zunächst als bloße Selbsthilfeorganisation für die Arbeiterschaft. Selbsthilfe für eine Arbeiterschaft, die überhaupt nicht sozial abgesichert war. Für den damaligen Staat erfüllte die AWO eine willkommene Lückenbüßerfunktion, denn sie leistete von Anfang an Hilfe in allen sozialen Notlagen der Arbeiter, wie z.B. Krankheit, Arbeitslosigkeit und Berufsunfähigkeit.
Selbstredend bei weitem nicht auf heutigem Niveau; sondern nur das Allernotwendigste bei Not und Armut. Auch heute glauben noch viele Menschen, wenn sie das Wort „Arbeiterwohlfahrt“ hören, dass es da nach wie vor nur um „Armenfürsorge“ geht, dass es sich da um Hilfen für die „untere Klasse“ handelt. Diese Menschen haben den Wandel der AWO und die Veränderung ihres Aufgabenspektrums nicht erfahren, wissen nicht, dass die Wohlfahrtsverbände inzwischen als wichtige Aufgabenträger in den Sozialstaat eingebunden sind. Dabei geht es nach wie vor um eine „Verbesserung der sozialen Verhältnisse“ und zwar für Arbeitnehmer und Mittelstand. Es geht um soziale Gerechtigkeit und damit auch um Chancengerechtigkeit: Alle Menschen sollen zu gleichen Teilen an unserer Gesellschaft teilhaben können.
Dabei hat die AWO im Vergleich zu den anderen Wohlfahrtsverbänden eine „besondere Stellung“. Sie ist nicht als Katastrophenhilfeorganisation oder karitative Organisation entstanden. Die AWO war von Anfang an eine auf Solidarität bauende Selbsthilfe mit politischem Bündnischarakter. Ein Bündnis, das Gegenseitigkeit und Menschlichkeit auf Augenhöhe bietet. Daraus entwickelten sich schon in der Weimarer Republik Rechtsansprüche der Hilfebedürftigen an den Staat.
Durch den Einfluss, u.a. auch der AWO, wurden die Sozialversicherungs- und Sozialsysteme geschaffen, die wenigstens die größte Not lindern helfen konnten. Dass nach dem Ende der Nazi-Schreckensherrschaft, während der viele AWO-Aktive verfolgt und getötet wurden, der Verband wieder entstehen konnte, ist eine für unsere Generation schier unglaubliche Kraftanstrengung gewesen.
Heute finden sich unsere Grundwerte Solidarität, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Toleranz im Kontext aller gesellschaftspolitischen Aktivitäten wieder. Als verfassungsrechtlicher Bestandteil – und Akteur des Sozialstaates – bezieht die AWO immer Position zu allen sozial-relevanten Themen.
Aktuell sind dies u.a. eine gerechtere Einkommens- und Vermögensverteilung, Kampf der Alters-armut, solidarische Lebensleistungsrente, umfassende Pflegereformen (gute Pflege braucht Geld und hohe Anerkennung), sowie Branchentarif Soziales, Kampf der Langzeitarbeitslosigkeit und Einrichtung eines sozialen Arbeitsmarktes.
Vor Ort, ganz praktisch und konkret:
Alle Frauen, Familien, Kinder, Jugendliche, Migranten und Arbeitslose dürfen weiter darauf bauen, dass die AWO mit ihren Dienstleistungen hilft. Konkrete Hilfeleistungen in allen sozialen Notlagen durch Sozialarbeit, Beratung und praktisches Anpacken.
Das ist in vielen Jahren gewachsen, das wird auch in Zukunft so bleiben!